Explosiver Frühling und wunderbare Wissenschaft

Es ist Frühling und auf den Wiesen explodiert der Löwenzahn und nebenbei explodiere auch ich regelmäßig mit einem lauten “Hatschi!”. Die Frühlinsgefühle der hiesigen Flora und die daraus resultierenden Pollen machen mir das Leben einigermaßen schwer, denn mein Körper interpretiert das ganze als einen kriegerischen Akt und schickt sofort seine Abwehrkräfte in den Kampf.

Nachdem ich mich also ein oder zwei Wochen lang mit einer triefenden Nase und juckenden Augen herumgeplagt habe, bin ich in die Apotheke gegangen und habe zum Apotheker gesagt: “Meine Augen jucken, so tun Sie doch etwas!” (vom Sinn her). Der nickt und sagt: “Da kann ich Ihnen diese Tabletten geben, man wird aber müde davon.”
“Oh,” sag ich, “haben Sie auch welche, von denen man nicht müde wird?”
“Ja,” sagt er, “die haben wir auch. Hier bitte.”

Einerseits muss man sich etwas wundern über den Apotheker. Was, wenn ich Hustensaft gebraucht hätte?
“Wir haben diesen Hustensaft, davon wird man allerdings blind.”
“Oh, haben Sie auch einen, von dem man nicht blind wird?”
“Haben wir auch, hier bitte. Wenn Sie den lieber mögen.”
Ich nehme an, da man die Tabletten jeden Abend nehmen soll, sieht er die resultierende Müdigkeit vielleicht als Bonus für Leute, die Probleme beim Einschlafen haben.

Wie dem auch sei, man wirft sich also abends seine Tabletten ein, und dann ist es am nächste Tag vorbei mit den Beschwerden. Statt einer triefenden Nase hat man dann eine verstopfte und die Augen jucken auch nicht mehr. Wenn das mal keine Zauberei ist! Hexenwerk! Ein Wunder der Medizin!

Man kann sich das Ganze natürlich von der Wikipedia erklären lassen. Ich stelle mir das so vor, dass das Histamin zum Histaminrezeptor geht – sagen wir, einer innerkörperlichen Telefonzelle – und sagt, “Ich hab da eben kleine Pollen entdeckt, die gefallen mir gar nicht. Besser, wir machen was dagegen. Ich hab da ein ungutes Gefühl.” Daraufhin wird die Anti-Fremdkörper-Aktion gestartet und die Pollen werden rausgeschleimt oder rausgetrieft – durch eine laufende Nase und triefende, juckende Augen. Und die Tablette, die man dann abends nimmt, das sind kleine histaminartige Kerlchen, die die Telefonzellen blockieren. Und wenn dann die anderen Histamine kommen, um die Pollen zu melden, ist keine Telefonzelle mehr frei und dann wird es halt nichts mit dem Melden der Pollen.

Aber faszinierend ist es schon, der wissenschaftliche Aufwand hinter der Entdeckung der Histamine, Histaminrezeptoren und der Entwicklung einer Methode, um die Rezeptoren zu blockieren. Und all das nur, damit ich mir für 7,- EUR 20 Tabletten kaufen kann, damit meine Augen nicht jucken.

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