Music Monday #61: Anaïs Mitchell und Hadestown

Irgendwann zwischen Oktober 2007 und Februar 2010 habe ich eine meiner Lieblingskünstlerinnen, Ani DiFranco, in Frankfurt im Konzert gesehen. Das Konzert war ganz fantastisch, und als “Vorband” hatte Frau DiFranco damals Anaïs Mitchell im Gepäck, für die sie auf ihrem Plattenlabel Righteous Babe Records eine CD veröffentlicht hatte. Ich kannte die Dame vorher nicht, war aber so beeindruckt von ihr, dass ich mir gleich zwei ihrer CDs gekauft habe (ich denke The Brightness und Hymns for the Exiled). Das weiß ich noch, weil sie da an ihrem Verkaufsstand ganz überrascht schien, dass ich gleich zwei CDs wollte, von wegen “Huch, das ist aber nett. Bist du sicher?” Ich fand sie jedenfalls sehr charmant, allein schon, weil sie auf der Bühne ihre Deutschkenntnisse demonstriert hat. :)

Jedenfalls hatte ich also über die Jahre hinweg so eine grobe Idee, was die gute Anaïs macht, denn ich bekomme den “Ani DiFranco”-Newsletter und auch sonst kommt immer irgendwelches Zeug in mein Postfach geflattert, und schließlich hat Anaïs Mitchell auch ein Album namens Hadestown veröffentlicht, das dann also langsam zu einem Musical wurde.

Nachdem ich inzwischen auch so weit aufgeklärt wurde, dass ich nun sogar das eine oder andere Musical gut finde (Wicked, The Color Purple,…), wollte ich auch Hadestown gerne ansehen, aber die Spielzeit in London von November 2018 bis Ende Januar 2019 war irgendwie ungünstig, denn ich war schon dreimal in diesem Jahr in England (einmal, um Hannah Gadsbys Nanette live zu sehen, was dann ausfiel, weil sie an dem Wochenende ausgerechnet krank wurde). Es war mir dann auch nicht mehr so präsent, aber wie dem auch sei, als wir in England waren habe ich zufällig noch mal geschaut, wann das Musical denn kommt und tatsächlich war die Eröffnung an unserem letzten Abend, den wir eh in London verbringen wollten. Und es waren noch etwa fünf Tickets übrig.

Lange Rede, kurzer Sinn, das Musical war grandios. Ich mochte die Musik, die Live-Band, die Aufmachung, die Choreografie, und die Effekte im Olivier Theatre waren wirklich fantastisch. Dort gibt es drei rotierende Scheiben auf dem Boden und die in der Mitte kann auch nach oben und nach unten fahren, was sich für ein Stück, in dem es um die Unterwelt geht, auch ausgezeichnet eignet. So sind Leute in der Unterwelt verschwunden und aus dieser mit viel Nebel aufgetaucht und es gab tolle Lichteffekte. Spektakulär.

Das Musical ist eine Nacherzählung von der Sage von Orpheus und Eurydike und an einer Stelle geht Orpheus in die Unterwelt, um Hades zu bequatschen und Eurydike daraus zu befreien. Hades lässt sie gehen unter der Bedingung, dass Orpheus sich auf dem Weg nach oben nicht nach Eurydike umdreht. In der Produktion läuft er also zweifelnd, ob das nun eine Falle ist und ob Eurydike noch da ist, durch die Unterwelt, Nebelschwaden steigen auf und die drei Sirenen (die alle ganz wunderbar singen konnten in der Aufführung) kommen aus dem Boden mit ihren Lampen, die orange durch den Nebel leuchten. Das war ganz famos.

Hier ist jedenfalls das Lied, das mich am meisten an Anaïs Mitchell erinnert hat, also wo ich mir gedacht habe, “oh ja, das muss Anaïs Mitchell geschrieben haben”. Es ist melodisch und zuckersüß und Eurydike hat sich in Orpheus verliebt, weil er so schön singt, obwohl er doch nur ein armer Musiker ist. Das klingt so:

(Alternativer Link)

Das Einzige, was mir zu meinem Musical-Glück noch fehlt, ist eine Live-Aufnahme der Produktion des National Theatres, denn die CD ist von einer früheren Aufführung des Stücks aus Amerika und da waren etliche der Hauptrollen anders vergeben. Das Stück kommt aber nächstes Jahr an den Broadway, also würde es mich wundern, wenn es nicht auf die eine oder andere Weise verewigt wird.

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