Die unmögliche Tatsache

Erstaunlicherweise ist in dieser deutschen Abteilung meines Blogs der Eintrag über Eugen Roth mit Abstand der beliebteste meiner Artikel. Mit zur Zeit 721 Lesern hat er inzwischen selbst den Tegan and Sara – The Con Artikel (483 Leser) hinter sich gelassen. Aus gegebenem Anlaß – und vor allem weil ich es gerade entdeckt habe – möchte ich heute noch ein Gedicht vorstellen, diesmal von Christian Morgenstern. Das Gedicht habe ich ursprünglich bei einer Diskussion bei Amazon.de entdeckt, und ich will es hier auch mit seiner englischen Übersetzung präsentieren.

Die unmögliche Tatsache (von Christian Morgenstern)
The Impossible Fact (Translation by Max Knight)

Palmström, etwas schon an Jahren,
wird an einer Straßenbeuge
und von einem Kraftfahrzeuge
überfahren.

Palmstroem, old, an aimless rover
Walking while in deep reflection
At a busy intersection
Is run over.

»Wie war« (spricht er, sich erhebend
und entschlossen weiterlebend)
»möglich, wie dies Unglück, ja-:
daß es überhaupt geschah?

“How, now,” he announces, rising
and with firmness death despising,
“can an accident like this
ever happen? What’s amiss?”

Ist die Staatskunst anzuklagen
in bezug auf Kraftfahrwagen?
Gab die Polizeivorschrift
hier dem Fahrer freie Trift?

“Did the state administration
fail in motor transportation?
Under the police chief’s sway
Had the driver right of way?”

Oder war vielmehr verboten,
hier Lebendige zu Toten
umzuwandeln, – kurz und schlicht:
Durfte hier der Kutscher nicht -?«

“Isn’t there a prohibition,
barring motorized transmission
of the living to the dead?
Did the driver lose his head?”

Eingehüllt in feuchte Tücher,
prüft er die Gesetzesbücher
und ist alsobald im klaren:
Wagen durften dort nicht fahren!

Tightly swathed in dampened tissues
He explores the legal issues,
And it soon is clear as air:
Cars were not permitted there!


Und er kommt zu dem Ergebnis:
»Nur ein Traum war das Erlebnis.
Weil«, so schließt er messerscharf,
»nicht sein kann, was nicht sein darf!«

And he comes to the conclusion:
His mishap was an illusion,
For, he reasons pointedly,
That which must not, can not be.

Hier gibt es mehr Gedichte von Christian Morgenstern. Viel Spaß!

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *