Oz: Stuart Highway (Wüste und Tropen)

Es ist viel passiert seit dem letzten Eintrag. Wir sind nach Adelaide geflogen, was mich wenig beeindruckt hat. Die Skyline ist nicht besonders hübsch (sie wird von vier riesigen Stadionlichtern kaputtgemacht und die Hochhäuser sind auch nicht besonders schön) und auch sonst hatte Adelaide irgendwie nicht so viel zu bieten. Es soll zwar Leute geben, denen Adelaide besser gefällt als Melbourne, aber ich gehöre sicher nicht dazu. So sehr ich vorher über Melbourne gemeckert habe, so sehr hat es mir dann gefehlt, als ich in Adelaide war.

In Adelaide haben wir dann eine Tour gebucht, um Australien von Süden nach Norden zu durchqueren, wie es vor langer Zeit zum ersten Mal Herr Stuart gemacht hat, nachdem die Süd-Nord-Straße von Adelaide nach Darwin konsequent benannt ist. Der Stuart Highway. Als erstes haben wir eine zweitägige Tour Adelaide nach Alice Springs gemacht. Zwischenhalt war Coober Pedy, die Opalhauptstadt der Welt. Dort haben wir in einer Höhle geschlafen, was mir besonders gefallen hat. Wenn die Tür zu war, war es ganz leise und vollkommen dunkel. Wenn man vorher monatelang im lauten Hostel war (oder lange neben einer Tankstelle und einer Eisenbahnstrecke gewohnt hat), dann weiß man das richtig zu schätzen. Es roch zwar etwas komisch, aber man kann nicht alles haben. Ich als Schlaftourist kann also sagen, daß das Schlafen im Swag unter dem Südsternhimmel und das Schlafen im Bett in der Höhle bisher zwei Highlights waren. Das Swag ist mir insgesamt natürlich lieber und sonst gibt es auch nicht viel in Coober Pedy, das sich zum Anschauen lohnt. Das Raumschiff aus dem Film “Pitch Black” steht allerdings in einer sandigen Ecke herum in Coober Pedy, und wir sind hin und haben nachts viele Fotos gemacht, nachdem uns die “unterirdische Bar” (die nicht wirklich unterirdisch ist) nicht besonders beeindruckt hat.

Von Alice Springs aus haben wir dann eine dreitägige Tour des “Red Center” gemacht, da ging’s zum Uluru, zu Kata Tjuta und zum King’s Canyon. Der King’s Canyon war davon am beeindruckendsten, fand ich, und wir sind ihn hinaufgelettert und dann lange darauf herumgewandert. Der Uluru war auch nicht schlecht, aber er ist im Prinzip nur ein riesiger Felsen, der so herumsteht. Wir sind einmal halb herumgelaufen. Zum Besteigen wäre nicht viel Zeit gewesen, auch wenn es manche gemacht haben, aber ich wäre auch so nicht hinauf, weil die Aboriginals den Felsen als heilig ansehen und nicht wollen, das man hinaufgeht. Sie tolerieren es nur, weil das eine Auflage war, damit sie das Land von der australischen Regierung wiederbekommen. Erpressung. Ein paar Tage später ist übrigens jemand bei der Besteigung des Uluru gestorben, zum ersten mal nach 10 Jahren wieder.

Bei dieser Tour ist uns auch im Outback ein Mädchen abhanden gekommen, als wir Feuerholz gesucht haben. Da fragen sich alle immer, wie sowas denn passiert, aber im Outback sieht alles irgendwie gleich aus, und wenn man erstmal ein paar Minuten von der Straße wegwandert, hört man überhaupt nichts mehr. Als wir sie dann gesucht haben, war es meine Aufgabe, die ganze Zeit die Hupe des Busses zu drücken, in der Hoffnung, daß sie die Hupe hört und uns wiederfindet. Allerdings haben alle gemeint, wenn man erstmal 5 Minuten von der Straße weggewandert ist, hört man nicht mal mehr die Hupe. Unsere Reiseleiterin ist nach außen hin ziemlich cool geblieben und hat alles in die Wege geleitet, um das Mädchen wiederzufinden. Sogar ein Hubschrauber wurde losgeschickt, aber nach einer Stunde hat uns das Mädchen selbst wieder gefunden. Sie meinte, es wäre ihr länger vorgekommen, und sie war durchaus ein wenig verstört, verständlicher Weise. Aber es ist gut ausgegangen, das ist ja die Hauptsache.

Zu bemerken ist noch, daß in der Wüste die Fliegen wirklich sehr sehr nervig sind. Die australischen Fliegen sind auch nicht so nett wie die Deutschen, daß sie sofort wegfliegen, wenn man mit der Hand wedelt. Nein, nein, die australischen Fliegen sind penetrant und setzen sich aufs Gesicht, und wenn man sie wegscheucht, setzen sie sich trotzdem zwei Sekunden später wieder aufs Gesicht, krabbeln einem in die Ohren, die Nase, die Augen, und man traut sich gar nicht, den Mund aufzumachen. Die $7 für das Fliegennetz, das ich gekauft habe, haben sich echt gelohnt.

Unsere nächste Tour ging dann von Alice Springs nach Darwin. Dabei ist zu erwähnen, daß wir da dann schon fünf Tage unterwegs waren und jeden Tag früh aufstehen mußten. Das schlägt sich mit der Zeit auch etwas aufs Gemüt. Diese dreitägige Tour war dann im Prinzip auch okay, auch wenn es ständig irgendwo zum Schwimmen hinging, und wenn eine nervige Holländerin dabei war, die ständig Trinkspiele spielen wollte und auch sonst immer alle Leute zu allerlei nervigem Zeug animiert hat.

In Darwin hatten wir dann einen Tag frei, und ich habe mich sehr gefreut, endlich mal wieder ausschlafen zu können. Darwin hat ein tropisches Klima (“400 Tage Sonnenschein im Jahr,” meinte der Typ bei den Öltunneln aus dem zweiten Weltkrieg) und man kann wirklich nichts machen, ohne in heftiges Schwitzen auszubrechen. Angeblich ist auch die hohe Luftfeuchtigkeit schuld. Ansonsten ist Darwin nicht so beeindruckend, aber alles, was man so unterwegs getroffen hat auf dem Stuart Highway, sammelt sich dann dort und man trifft lauter Bekannte. Und nach ihren Touren gehen alle ins “Vic”, wo man beim Kauf eines Getränks ein kostenloses Essen bekommt (kein besonders gutes, aber umsonst) und wo unser einer Tourguide Bier gewonnen hat, indem er ein Bier durch den benutzten Socken eines anderen Gastes getrunken hat. Er fand das auch noch toll, daß die da so tolle Spiele haben…

Nunja, nach einem Tag Pause ging’s dann ab zur dreitägigen Tour in den Kakadu Nationalpark. Ich hab noch nie so geschwitzt wie auf dieser Tour, aber auch wenn die nervige Holländerin wieer dabei war, war es eigentlich eine gute Tour. Unsere Tourleiterin hat jeden Tag etwas mit uns gemacht, was nicht auf dem Plan stand (der Plan wurde eigentlich gar nicht eingehalten, wenn ich mir das so überlege), und so haben wir – nach anstrengendem Klettern – immer die tollsten Aussichten genießen können. Highlight war der Sonnenuntergang auf einem hohen Gipfel am ersten Tag. Wohin man sich gedreht hat, hat man den Wald gesehen, der sich bis zum Horizont erstreckt hat. Hier und da ragte ein Felsen hervor. Das war wirklich wunderschön.
Ansonsten war auch hier wieder oft Schwimmen angesagt (bei den schönsten Wasserlöchern, die man sich vorstellen kann), wir waren bei einer Bootsfahrt, wo die Krokodile gefüttert wurden (cool!), haben uns im Culture Center etwas über die Kultur der Aboriginals erzählen lassen, Speere geworfen und Didgeridoo gespielt (bzw. probiert zu spielen). Ich war natürlich auch sehr von den Termiten beeindruckt, weil es kleine, blinde Ameisen sind, die riesige, klimatisierte, feuerfeste Termitenhügel bauen. Sie werden nicht genug gewürdigt, die Termiten.

Nach der Tour war ich dann auch wieder k.o. und wir waren noch ein paar Tage in Darwin, bis es einen billigen Flug nach Melbourne gab. So haben wir uns auch noch den Mindil Markt angeschaut, wo’s ein schönes Feuerwerk gab, haben uns eine Ausstellung über die Perlenindustrie angeschaut, und am letzten Abend hat uns ein angetrunkener australischer Soldat mit Getränken versorgt und sein Bekannter, ein Koch, hat uns seine Ansichten über die momentane Situation der Aboriginals erläutert und daß sie wenige Chancen haben im Leben, weil die Programme der Regierung nicht wirklich gut sind. Er ist offenbar auch von ein paar Aboriginals “adoptiert” worden und spricht ihre Sprache etwas und arbeitet bei einem Projekt, in dem die Aboriginals Köche werden können, wenn sie mögen. So oder ähnlich. Ein interessanter Abend.

Jetzt sind wir also wieder in Melbourne und die Arbeitssuche geht wieder an. Hoffentlich haben wir diesmal mehr Erfolg!

One Reply to “Oz: Stuart Highway (Wüste und Tropen)”

  1. die Story mit dem verswchwundenen Mädchen und dem Happy End cinematographisch, irgendwie wie Little Miss Sunshine

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