Als ich vor inzwischen viel zu vielen Jahren in Neuseeland war, habe ich mir ganz optimistisch für $12.90 ein Lesezeichen zum Selbstersticken gekauft. Man muss schließlich auch mal was Neues ausprobieren, und mit den Kiwis drauf war es auch ein recht hübsches Souvenir. Sobald ich wieder in Deutschland war, habe ich umgehend (also um die zwei bis drei Jahre später) auch tatsächlich mit dem Sticken begonnen. Das Anfangen war das Schwierigste. Das Zweitschwierigste war das Weitermachen. Im Prinzip ist so eine Stickerei ja nichts anderes als ein äußerst langsamer Nadeldrucker. Aber wenn man mal dabei ist, macht es ungefähr so süchtig wie Cookie Clicker.
Als ich endlich fertig war, wollte ich als Nächstes einen Wilson aus Don’t Starve sticken. Für den gibt es aber keine vorgefertigten Lesezeichen (auch wenn er bereits mal gestickt wurde), also hab ich mir irgendein furchtbar engmaschiges Material bei eBay ersteigert, und dazu noch Garn aus China, und dann ging das so schwer, dass ich schnell wieder aufgehört habe. Armer Wilson.
Allerdings hab ich eine Freundin, deren Mutter stickt und häkelt, dass man nur staunen kann. Deshalb habe ich dann bei Amazon ein weiteres Lesezeichen zum Selbersticken gekauft, an dem ich nun seit geraumer Zeit herumsticke, um der Mutter der Freundin irgendwann in 100 Jahren eine Freude zu machen, hoffentlich.
Wenn ich dann fertig bin, lasse ich mich von den verschiedensten Stickereien im Internet inspirieren und wende mich wieder dem lieben Wilson zu. Schließlich muss man im Leben ja auch ab und an mal etwas Schöpferisches tun.
Das Vorschaubild (“I sublimate my rage through needlework”) ist übrigens von einem gewissen Cross-stitch Ninja.